Hallo,
Zitat:
Ich meine, für mich (und nur für mich) wäre das arbeiten am Fließband nichts, zu monoton. Müsste ich mein Geld aber auf dem Bau verdienen.... ich könnte es verstehen.
Aber warum ist das arbeiten in einem Werk der absolute Olymp? "Nur" wegen des Geldes?
Das hat viele Gründe.
Als erstes hast du natürlich wenig Verantwortung als Fließbandarbeiter. Das Verhältnis zwischen Vergütung und Verantwortung bei einem Fließbandarbeiter ist so groß dass sich jeder Elektriker oder Mechaniker die Finger schleckt.
Ich nehm als Beispiel mal den Kfz-Mechatroniker.
Du hast permanent Stress. Stehst ständig unter Zeitdruck (AW). Dazu kommen noch die engen Termine der Kunden die ihr Auto schnellst möglich wieder haben wollen. Also noch zusätzlicher Druck.
Dann ist der nächste Aspekt die Verantwortung.
Bei Arbeiten an z.B. Motor oder Bremsen lastet neben dem immensen Zeitdruck noch der hohe Qualitäts-Anspruch auf dir.
Jede Arbeit die du machst wird nochmals kontrolliert. Ist aber etwas nicht offensichtilich und der Meister übersieht es, der Kunde bemerkt eine Fehlfunktion nach dem Werkstattaufenthalt, wird dies auf den Mechaniker zurückgeführt.
Im Endeffekt ist das Geld für den Druck und die Verantwortung die man immer hat zu wenig.
Viele Werkstätten haben einen Leistungslohn. Das heisst dass man bei einem Leistungsgrad über 100% mehr Geld bekommt. Bei uns ist dies nicht so. Es ist also sinnlos immer bei 120% rumzugurken wenn man dafür nicht mal ein Lob vom Chef bekommt.
Am Fließband bei den großen Konzernen ist das was ganz anderes.
Als Beispiel nehme ich BMW Dingolfing.
Frühschicht von 5:00 - 13:30 Uhr, Spätschicht von 13:30 - 22:00 Uhr. Man wird mit dem Bus vor die Haustür gefahren, braucht sich absolut keine Gedanken machen ob heute irgendein Scheiß passiert.
Baust du die Teile richtig ein wird auch keiner kommen und dich was fragen. Du machst einfach dass wozu du aufgestellt bist. Erlich gesagt wird die Arbeit bei netten Kollegen zur Nebensache.
Man kann während der Arbeit Bier trinkjen, wenn man sich ein wenig vorabeitet Rauchen gehen usw.
Geregelte Arbeitszeiten, jeden Tag eine Überstunde, Gewinnbeteiligung, Urlaub ohne Ende.
Wichtig ist dass man sich nicht zu sehr in die Arbeit rein steigert. Die Handgriffe sind irgendwann automatisiert.
Verantwortung ist je nach Takt gegen 0. Passiert dir dennoch mal ein Missgeschickt zieht man eben an der Reissleine und es kommt ein Nacharbeiter.
Ein Nachteil ist nur der dass sich die Takte je nach Auslegung der Taktzeit regelmässig ändern da die Produktion immer bis aufs letzte Ausgereizt wird. Mit Pech kann es auch vorkommen dass man den selben Takt 5 Wochen hintereinander macht. Das schlaucht dann auch ein wenig.
Und ja, falls es Produktionsausfälle gibt (z.B. keine Teile wie damals wegen Vulkanausbruch), hat man zwar kurzerhand schnell ein paar Tage frei, aber die Produktion wird über Samstagsfrühschichten und Schichtverlängerungen in der Spätschicht wieder nachgeholt. Aber dafür bekommt man massig Überstunden.
Beispiel bezieht sich rein auf die Montage wie im Video.
MfG