fahre jetzt den früheren Firmenwagen meines Liebsten als Familienkutsche - scheint ihn schon genug Nerven zu kosten, aber da muss er jetzt durch ;-) Bestimmte Nachfragen spare ich mir aber lieber, scheinen viel Stress auszulösen. Also deswegen lieber hier eine mir wichtige, aber etwas heikle Frage:
Zu meiner Fahrt mit einem BMW 330xd touring, Baujahr 2006, "scheckheftgepflegt und unverbastelt, Topp-Zustand", wie gerne zuhause betont wird.
Ich hatte an einem Samstagnachmitag auf leerer Autobahn und alleine Lust, mal wirklich schnell zu fahren - 210 km/h ist für mich sehr schnell, "ausfahren", "V-max" mag ich schon als Beifahrerin nicht. Das Tempo merkt man jedoch kaum beim Fahren, wie ich feststellte. Plötzlich gab es einen Platzregen. Heftigst. Ich habe gar nichts mehr gesehen. In leichter Panik eher stark gebremst, da nach vorne quasi keine Sicht mehr. BMW wurde sofort erheblich langsamer, aber kam ins Schleudern und Schlindern, vermutlich Aquaplaning??? - so dass der Abstand zur Leitplanke links noch wenige Zentimeter betrug. Ich dachte schon "zu spät, hoffentlich nur Blechschaden, da nicht mehr sehr schnell". Lenkrad schien zu machen, was es wollte - vor allem wenn ich selbst versuchte zu lenken. Dann aber schien sich das Auto wie von selbst zu stabilisieren, schlingerte zwar hunderte Meter, gefühlte Ewigkeiten weiter, aber hielt sich irgendwie geradeaus - schlingerte dann auf die Begrenzung der rechten Fahrbahn rüber, fürchte, als ich nochmals versuchte, selbst zu lenken :-( , dort das gleiche Fahrzeug schleudert, schlingert - aber stabilisierte sich plötzlich wie von selbst erneut. Wirklich, als hätte das Auto selbst die Kontrolle übernommen, wie von Geisterhand. Ich war's jedenfalls nicht, die Leitplanke oder Graben verhindert hat! .... nach gefühlten weiteren Ewigkeiten lief es ordentlich langsam geradeaus, brav auf der rechten Spur. Dann erst mal runter von der Autobahn und ne Runde geheult - seitdem verstehe ich den Herrn der Schöpfung zuhause besser mit seiner doch recht emotionalen Beziehung zum alten und seinem neuen BMW, die zuvor für mich eher Gebrauchgegenstände waren. Denn ich bin dem Auto wirklich dankbar, es hat mir möglicherweise das Leben gerettet.
Soweit so gut - nichts passiert - aber: Wie geht das? Ich hätte wirklich gern eine Erklärung, wie das funktioniert? Steuert das Auto in so einer Extremsituation selbst? Hat das Einfluss auf die Lenkung? Kann ich mir nicht vorstellen?! Ist das wegen des Allradantriebs? Oder geht es da um ein anderes Sicherheitssystem? Um welches? Und last not least, was macht man in so einer Verkehrssituation - sehr hohes Tempo, plötzlicher Sichtverlust durch extremen Regen? Bremsen muss man schließlich?
Zuhause kann ich das nicht fragen, vor allem, wenn ich "den Neuen" mal fahren will, das Vergnügen hatte ich noch nicht. Bitte um Verzicht auf alle Kommentare aus der Abteilung ,Frauen und Autos' - aber bin dankbar für gute Erklärungen zu dieser Frage.
Allzeit gute Fahrt & einen schönen Sonntag noch vom Kätzchen
Hatte selbst mal einen e90. Dort gab es 2 wichtige Sicherheits Systeme, das dtc (dynamische traktions Kontrolle) und DSC (dynamische stabilitäts Kontrolle). Soweit ich das nachvollziehen kann, kann dieses system einzelne Räder abbremsen, und das Fahrzeug somit wieder in die apur bringen und das schlingern verringern.
Servus Nichts ist besser als ein Auto mit allen wichtigen Sicherheitsmitteln. Abs usw. Auch das ganze drumherum herum. Und auch gerade diese kleinen sonst so unwichtig abgetanen Zusatz Sicherheitsmittelchen die über einen oder im zusammenspielen mehrerer Steuergeräte bzw Computer , sollen genau das was dir passiert ist, auch dann zu helfen. Auch wenn du eine Frau bist , ändert das nichts aber auch rein nichts an der Tatsache, das jeder froh wäre in einer solchen Situation tatkräftig und solch ein Auto bzw Glücksfall gehabt zu haben. Deswegen sollte jeder Fahranfänger eigentlich solche Sachen an Bord haben und nicht nur Leute wie du und ich. Die Ingenieure haben aus diesen Erfahrungen im Renn und Motorsport und auch aus anderen Fällen gelernt und diese zum Glück umsetzen können. Das Fahrzeug steuert bei gewissen Situationen fast von selbst, mit zum Beispiel abbremsen einzelner Räder oder mehrerer. Je nach Bedarf und schaltet mit der Automatik oder Motorbremse. Das ist kein Witz. Trotzdem gute Fahrt weiterhin.
Zunächst mal: Take it easy, shit happens. Vor allem bist DU heil geblieben, denn Blech ließe sich ersetzen!
Die Frage, was genau passiert ist, ist natürlich eher durch Raten zu beantworten, denn wir saßen ja nicht im Auto und sind auf Deine Schilderungen angewiesen, die wir richtig oder auch falsch verstanden haben könnten.
Also raten wir mal etwas:
- Aquaplaning: Ab einem gewissen Tempo kann der Reifen auf nasser Straße stehendes Wasser nicht mehr wegdrücken, der Reifen schwimmt dann wie beim Wasserski auf einer Wasserschicht auf. Das betrifft zunächst mal die Vorderreifen, denn die Hinterreifen laufen in der Regel in der Spur der Vorderreifen, ihnen wurde schon viele Wasser beiseite geschafft. Wenn die Vorderreifen nun aufschwimmen, dann kannst Du am Lenkrad drehen, so viel du willst, das Auto reagiert darauf nicht. Allerdings darf man eben genau DAS, nämlich erwähnenswert am Lenkrad herumdrehen, nicht tun, denn wenn die eingeschlagenen Vorderreifen plötzlich doch wieder Straßenkontakt bekommen würden, dann biegst Du in die Botanik ab! Im Falle von so einem Längs-Aquaplaning (also auf gerader Strecke mit aufschwimmenden Vorderreifen) würde ich grundsätzlich immer auskuppeln (kannst Du wegen Automatik leider nicht), das Lenkrad schön gerade stehen lassen und bestenfalls ganz sanft anbremsen. Am Besten bremst man gar nicht und wartet, bis die Vorderräder wieder Kontakt haben und korrigiert erst danach vorsichtig den Kurs oder bremst. Wann Aquaplaning auftritt, hängt sowohl vom Tempo als auch von der Wasserhöhe auf der Straße ab und wieviel Profiltiefe die Reifen noch haben. Besonders auf Straßen mit starken Spurrillen kann es noch früher auftreten, da sich das Wasser in den Spurrillen sammelt. Bei sehr starkem Regen kann als Faustregel schon ab 80 km/h Aquaplaning beginnen! Also bei starkem Regen lieber schön langsam machen. Bei Dir hatten die Vorderreifen vermutlich bei fallendem Tempo irgendwann wieder Kontakt bekommen, und wenn die Vorderräder dann nicht schön geradeaus standen, folgte als nächstes das Schleudern.
- Schleudern: Beim Schleudern rutscht Dir sozusagen das Heck weg. Dein Auto hat ein ESP (oder bei BMW "DSC" genannt), das einzelne Räder abbremsen kann, um ein Schleudern zu reduzieren. Das ist in so einer Situation sicher hilfreich, zu viel sollte man sich davon aber lieber nicht versprechen, dann das DSC weiß leider nicht, wo die Straße verläuft. Gerade, wenn das Auto mehrfach in gegenläufige Richtungen schleudert, dürfte das DSC sehr schnell den Überblick verlieren, wo es langgeht. Das DSC hat bei Dir mit Sicherheit stabilisierend eingegriffen, aber dass Du auf der Straße geblieben bist, war sicherlich auch eine erhebliche Portion Glück.
- Du hast ein Rückstellmoment in der Lenkung, das einfach durch die Achsgeometrie (der sogenannten "Nachlauf") erzeugt wird: Sowohl beim normalen Fahren wie auch beim Schleudern will das Lenkrad in die Geradeausstellung zurück. Diese Geradeausstellung muss beim Schleudern dummerweise nicht immer zum weiteren Straßenverlauf passen, kann aber. Auch hier kam bei Dir sicherliche eine ordentliche Portion Glück mit dazu. (Ich halte es übrigens nicht mal für ausgeschlossen, dass beim E92 sogar das ESP/DSC über die Servolenkung versucht, korrigierend mitzulenken, aber da gelten die gleichen Einschränkungen wie auch beim restlichen ESP/DSC. Das Ding weiß halt nicht, wo die Straße ist).
Ein schleuderndes Auto abzufangen kann man durchaus lernen. Falls Dich im Detail interessiert, was beim Schleudern passiert und wie man reagieren sollte, dann lies mal in meiner Fotostory unten im Anhang den Abschnitt 4.) DRIFTEN LERNEN:. Da geht es vordergründig zwar um das Driften, aber das ist fast das Gleiche, denn ein Drift ist ein absichtliche eingeleitetes Schleudern, und man muss danach ganz ähnlich reagieren wie beim Drift. Hier der Link zu meiner Fotostory Link
Außerdem macht es Sinn, mal ein Fahrsicherheitstraining zu besuchen, und zwar möglichst auf einem Übungsplatz, bei dem auch eine Schleuderplatte vorhanden ist und für das Training genutzt wird. Da wird Dein Auto auf einer grooooßen, glatten Übungsfläche mit einem Trick ins Schleudern gebracht, und Du musst es abfangen:
Im Übrigen gilt: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker! :)
Grüße ChrisH
Bearbeitet von: ChrisH am 19.09.2016 um 22:52:20
"Ein adäquater Fahrer ist auch hier von Nutzen - womöglich aus dem Porsche-Lager. Eine gute Auto-Fee könnte ihm drei Worte ins Ohr geflüstert haben: Wozu eigentlich mehr?"
Zitat aus dem Test des BMW 323ti, AMS, Heft 20/1997
Äh, war ich irgendwie unsensibel?? Ich hoffe nicht!
Grüße ChrisH
"Ein adäquater Fahrer ist auch hier von Nutzen - womöglich aus dem Porsche-Lager. Eine gute Auto-Fee könnte ihm drei Worte ins Ohr geflüstert haben: Wozu eigentlich mehr?"
Zitat aus dem Test des BMW 323ti, AMS, Heft 20/1997
Nee sorry Chris, is so vollkommen in Ordnung. Ich meinte damit eigentlich nur das man es hätte etwas sanfter ausdrücken können. Aber die Realität ist halt so.
Ich meinte damit eigentlich nur das man es hätte etwas sanfter ausdrücken können. Aber die Realität ist halt so.
Wie soll er etwas fachliches sanfter ausdrücken?
Was man bei dem Tempo und "keiner" (kurzfristig oder dauerhafter) Haftung (Aquaplanning, Eis ...) machen kann? Nichts, keine Haftung = keine Führungskräfte können aufgebaut werden, da kannst du am Lenkrad drehen soviel du magst, Bremsen, Gasgegeben ... wenn die gut 1.8 Tonnen rutschen dann rutschen die und wenn man wieder Haftung hat, ist es meist zu spät. Da bringt auch kein ABS oder DSC etwas, weil auch deren Wirkung verpufft. Du kannst dich nur physich und psychisch auf den Einschlag vorbereiten und hoffen dass andere hinter dir oder vor dir nicht in den Weg kommen, denen es ähnlich ergeht.
Driften "lernen" wäre sicherlich nicht verkehrt und auch Fahrsicherheitskurse sind ratsam... aber Allrad und bei dem Tempo werden sich auch 99% der Drifter verabschieden, auch ohne Eis und Aquaplanning. Beim Driften auf der Strecke hat man erstens meist mehr Auslauf und zweitens ist man darauf vorbereitet.