Hallo,
also exakt das Thema des 6-Gang Umbaus eines 325ti mit Kompressor ist hier schon mal vor Jahren ausführlich beschrieben worden, siehe Beitrag von Sven
hierBei hohen oder gar extremen Leistungsteigerungen, wie dies durch den Kompressor oder Turbolader möglich ist, kann ich jedem nur raten M3 Komponenten einzubauen. Es wird oft drauf los Umgebaut mit der Überlegung: "Hmm, das Getriebe ist jetzt ja stärker und kann heftiges Drehmoment vertragen, wenn's vorher 310Nm waren sind's jetzt 420Nm. OH MANN!!! Jetzt kann die Karre ja richtig aufgemotzt werden!"
Was hat man hier vergessen? Ganz klar -> NACHDENKEN! Denn das ist nun mal DAS, was uns vom Rest der Lebewesen auf diesem Planeten abhebt und zu Homo sapiens macht.
Nun aber genug der Philosophie :) Was ich damit sagen will: Überdenkt ganz genau, realistisch und pingelig jede verbaute Komponente, jede Schnittstelle, jedes Befestigungselemen sowie auch Passgenauigkeit beim Vertauschen unterschiedlicher Elemente. Es ist ganz klar, dass ein M3 Getriebe mit 420Nm schon mal genügend Reserven hat aber, ob die restlichen Sachen stark genug für diesen Zweck ausgelegt sind, vorasugesetzt sie passen zur neuen Konfiguration überhaupt, ist nun mal die, meiner Meinung nach, größere Frage, wenn man nicht will, solche Dinge wie Zweimassenschwungrad (das ist eine der am meisten gefährdeten Baugruppen), Kupplung (die passt aber eh nicht), Gelenkscheibe (Hardyscheiben von E46 330i und M3 haben zwar gleiche Abmaße, jedoch verschiedene Teilenummern -> hohe Wahrscheinlichkeit der unterschiedlichen inneren Struktur) etc. laufend zu wechseln, weil sie durch Überlastung defekt oder schlimmer noch zerstört werden.
Hoffentlich habe ich jetzt keinem riesen Schrecken eingejagt oder die Laune am Tuning verdorben :) Solche Sachen sollte man aber immer überdenken.
Ein 6-Gang Getriebe aus dem 330i bietet nicht nur ein Gang extra, sondern auch (das ist besonders für Leistungssteigerungen interessant) etwas mehr Drehmoment. Das GS6-37BZ ist ja bis 370Nm ausgelegt, während 5- Gang (330i) bis 310Nm. Ich habe bei meinem Umbau sehr viel im Vorfeld recherchiert und alle Teile auf Kompatibilität überprüft (einige real, andere wiederum nur theoretisch). Man findet viele nützliche Infos, wenn man lange und zielgerichtet sucht. So liefern z.B. diverse Autoteile-Onlineshops die Gewissheit, dass die Kupplung vom 5- auf 6-Gang garantiert nicht passt. Gibt man im Onlineshop Fahrzeugdaten ein und wählt die Kupplung, so steht da meistens auch Nabenprofil der Scheibe. Da sieht man, dass während Kupplungsscheibe eines 5-Gang Getriebes und somit auch Getriebeeingangswelle 10 Zähne haben, sind 6-Gang-Komponenten anders verzahnt (22 Zähne) und auch die Eingangswelle des Getriebes einen größeren Außendurchmesser aufweist. Die Wellendurchmesser sind auf Grund zusätzlich angebotener Zentrierwerkzeuge gegeben.
Weiterhin ist das Zweimassenschwungrad anders. Im ZMS vom 6-Gang ist das führungslager (Zylinderrollenlager) integriert. Beim 5-Gang sitzt dieses (Kugellager) in der Kurbelwelle. Diese Tatsache hat mir lange Kopfzerbrechen gemacht. Im oben angegebenen Beitrag von Sven wird gesagt, dass das originale Führungslager einfach etwas rausgezogen und somit originales Schwungrad beibehalten wurde. Irgendwo anders habe ich gelesen, dass die Eingangswelle des 6-Gang-Getriebes um 24mm kürzer wäre, damit wäre es theoretisch möglich (habe ich erst festgestellt als das Getriebe schon runter war und nachgemessen habe ich dann nicht mehr) das Führungslage ca. 2cm raus zu ziehen, wobei ich nichts über die Passungslänge in der Kurbelwelle sagen kann, sprich, ichweiß nicht, ob das Lager in der gesamten KW-Bohrung auch fest genug sitzt. Lange habe ich überlegt, ob ich es riskieren sollte, habe mich dann jedoch für ein neues Schwungrad entschieden und bereue es nicht. Erstens ist jetzt alles so wie es sein soll (keine Bastelei) und zweitens ist es einfach ein super Gefühl, wenn ZMS und Kupplung neu sind! Kein Rucken, Rupfen etc. beim Schleifen der Kupplung mehr, die Kraft wird gleichmäßig und seidenweich übertragen, einfach toll :) Ich kann jedem nur empfehlen beim Kupplungstausch auch gleich ZMS zu ersetzen, auch wenn's sehr kostenspielig ist.
Nun mal im Schnelldurchlauf zum Umbau und Teilen und kosten:
1. Getriebe habe ich samt originaler kürzerer Kardanwelle zum super Preis bekommen: 300 Euro. Diese habe ich bei mir im Keller begutachtet und etwas überholt -> Dichtring der Schaltwelle + Mittellager der Kardanwelle sind neu rein gekommen. Originalle Kardanwelle war mir auf jeden Fall lieber als kürzen zu lassen.
2. ZMS von LUK (ich habe kein originales genommen, war mir etwas zu teuer, wobei Luk der einzige Hersteller für ZMS der 330-er E46 ist, somit ist original auch Luk mit zusätzlicher BMW-Signatur): 438 Euro inkl. Pfand, gekauft online.
3. Originales BMW-Kupplungsatz (TN: 7 567 626)vom E90 330i (N53 Motor) auf eigenes Risiko aus der Bucht für ca. 70 Euro inkl. Versand (anstatt 350 bei BMW). Passt perfekt sowohl aufs Schwungrad vom M54 als auch zum Getriebe. Sollte jemand günstige Gelegenheit haben, ruhig zugreifen. Vorsicht aber bei sonstigen Sachen von anderen Motoren, genau gucken. So habe ich überlegt auch noch ZMS vom N53 zu nehmen (also wenn schon die Kupplung passt :) ). Bei genauem Vergleich stellte sich heraus, dass es nur mit 6 und nicht wie beim M54 mit 8 Schrauben befestigt ist, obwohl auf dem Bild im ETK eins mit 8 Löchern dargestellt ist! Den ETK-Bildern überhaupt so wenig wie möglich trauen, sind öfters mal anders als die Realität.
4. Neues Mittellager und "neue gebrauchte" Hardyscheibe (mit etwa 20000km Laufleistung aus nem Einser, die eigen war aber auch noch völlig i.O.) beides original (wiederum ebay) für etwa 50 Euro.
5. Schaltungsteile waren bei dem Getriebe nicht dabei un mussten neu gekauft werden. Ich habe alles gleich ersetzt, also alle Lager, Kleinteile etc. Kosten bei BMW knappe 140 Euro
6. Weitere etwa 90 Euro bei BMW für solche Sachen wie 2l Getriebeöl (MTF-LT-2, auch im Keller erneuert:) ), 6-Gang Emblem für Schaltknauf (TN: 1 221 622, originales Aussehen -> kein M-Ding), neue Muttern, Schrauben etc.
Den Umbau habe ich selbst in Eigenarbeit gemacht. Hat mich komplettes Wochenende (Sa. + So.), viel Kraft und Nerven gekostet. Ich rate jedem, der das vor hat, alles in einer mehr oder weniger gut ausgestatteter Werkstatt mit richtigem Werkzeug zu machen, wenn die Möglichkeit besteht. Ich habe alles in der Garage mit einer kleinen Grube gemacht -> es ist alles andere als Lustig. Auf jeden Fall aber, solltet ihr einen Getriebeheber haben. Das Getriebe wird nach unzähligen Stunden harter Arbeit schwerer als es vllt. am Anfang wäre :) Abgenommen habe ich das Teil selber, drauf gebracht nur mit Hilfe eines anderen, hätte ich alleine nie geschafft, alles ohne Getriebeheber -> Sch...arbeit.
Alle Teile haben aber wunderbar zusammen gepasst, so dass man nichts anpassen musste. Ein Tipp: Fettet den Zylinderstift für den Anlasser (an der Ausbuchtung am Getriebe), das erspart euch viel Zeit und Ärger. Ich musste deswegen alle Schrauben noch mal lockern und wieder anziehen, weil der Anlasser einfach nicht drauf wollte, der Mistkerl :)
Alles Zusammengerechnet also: ca. 1080 Euro. Je nachdem wie man die Teile kriegt, variiert es natürlich. Ich habe alles länger geplant, gesucht und nach und nach zusammen gekauft bis ich alles hatte.
Nun habe ich 6 Gänge im Auto und die Zufriedenheit in mir :)
Die Arbeit war schwer, hat sich aber gelohnt. Ich bereue den Umbau nicht.
So, ich hoffe das größte weitergegeben zu haben, falls noch Fragen auftreten, fragt ruhig.
Bis dahin frohes Schaffen
Bearbeitet von: selfmademan am 25.09.2011 um 09:46:25