Magazin erstellt am 24.10.2017 um 13:05:08 [ voriger | nächster ]

Neue Abgasuntersuchung: Endrohrmessung ab 2018

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Neue Abgasuntersuchung: Endrohrmessung ab 2018

Der Bundesrat hat mehr oder minder klammheimlich die Wiedereinführung der generellen Endrohrmessung im Rahmen der Hauptuntersuchung beschlossen. Bisher war die Abgasmessung per Sonde nur für Fahrzeuge mit einer Erstzulassung vor 2006 verpflichtend. Der Schadstoffausstoß wird daher ab 2018 generell direkt am Auspuff überprüft - unabhängig von der Erstzulassung des Fahrzeugs.

Endrohrmessung bei der HU: Ab 01.01.2018 für alle Pflicht

Bisher war für Abgasmessung via Sonde für Fahrzeuge ab Erstzulassung 2006 nicht mehr obligatorisch - zumeist wurde die AU bei neueren Fahrzeugen durch Messungen am Endrohr und elektronischer On-Board-Diagnose (OBD) durchgeführt. Hat die fahrzeugeigene Diagnose keinen Fehler ermittelt und im Fehlerspeicher hinterlegt, galt die AU (Abgasuntersuchung) als Teil der HU (Hauptuntersuchung) als bestanden. Jedoch wurde nur bei rund 15 Prozent aller Fahrzeuge ab 2006 die zusätzliche Schadstoffmessung am Endrohr vorgenommen. Zu wenig, finden Bundesverkehrsministerium als auch Branchenverbände: Allein durch eine Funktionsüberprüfung am On-Board-Diagnosesystem neuerer Fahrzeuge könne nicht ermittelt werden, ob der Zustand der emissionsrelevanten Bauteile vorschriftsmäßig gegeben ist. Ob die Abgasreinigung eines PKWs tatsächlich ordnungsgemäß funktioniert, sei allein durch die elektronische On-Board-Diagnose nicht zu erkennen. Defekte oder bewusste Manipulationen - etwa Veränderungen am Dieselpartikelfilter oder Katalysator - können bei einer Kontrolle mittels direkter Endrohrmessung zuverlässiger aufgedeckt werden.

Beim Gebrauchtwagenkauf auf Dieselpartikelfilter achten

Wer seinen Gebrauchtwagen verkaufen möchte, um danach einen moderneren Diesel zu kaufen, sollte unbedingt auf entfernte Dieselpartikelfilter achten. So ergab eine Studie der VdTÜV Projektgemeinschaft „Emission Check 2020“ im Jahr 2015, bei der 1.750 Fahrzeuge im Rahmen der AU untersucht wurden, dass bei alleiniger Prüfung auf Basis der On-Bord-Diagnose lediglich bei 1,9 Prozent der Fahrzeuge Fehler festgestellt wurden. Wurde eine kombinierte Messung aus OBD und Endrohr durchgeführt, stieg die Mängelquote auf satte 7,1 Prozent an. Fahrzeuge mit bewusst manipulierten Abgassträngen und entferntem Rußpartikelfilter - etwa aus Gründen einer Leistungssteigerung oder einer Sound-Optimierung - könnten daher mit der Wiedereinführung der Endrohrmessung schneller entlarvt werden.

NOx-Messung vorerst nicht geplant

Grund für die Wiedereinführung der Schadstoffmessungen per Sonde - sowohl bei Dieselmotoren als auch Benzinern - sind insbesondere die aktuellen Abgasskandale. Trotzdem können softwareseitige Abgasmanipulationen durch die kommende Endrohrmessung nicht erkannt werden, da bei dieser Form der Messung vor allen Dingen Kohlenmonoxid- und Rußgehalt ermittelt werden. Eine NOx-Messung - die Messung der im Abgasskandal vordergründigen Stickoxide - ist vorerst nicht zu erwarten. Stickoxide entstehen vor allen Dingen unter Volllast im Fahrbetrieb, so dass Werkstätten und Prüforganisationen mit neuer Messtechnik und einem Lastprüfstand ausgerüstet werden müssten. Laut ADAC würden bei einer solchen NOx-Messung nicht nur Dauer, sondern auch Kosten der Hauptuntersuchung für Prüforganisationen und letztlich den Autofahrer deutlich höher ausfallen. Bleibt die Verschärfung der neuen Abgasuntersuchung bei einer Endrohrmessung, müssen Autofahrer jüngerer Baujahre mit einer um rund 12 Euro teureren Hauptuntersuchung rechnen. Zu den Befürwortern der neuen Messregelung zählen im Übrigen nicht nur Prüforganisationen, sondern auch diverse Verbände - etwa der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) oder der Bundesverband der Hersteller und Importeure von Automobil-Service Ausrüstungen (ASA).


 
Autor: Chris_W. [ voriger | nächster ]