BMW M235i "Self-Drifting": Erstes Video zum selbstdriftenden Auto
BMW M235i "Self-Drifting": Erstes Video zum selbstdriftenden Auto
Bauartbedingt sind die meisten BMWs für das so genannte Driften, also das mehr oder weniger kontrollierte Übersteuern, prädestiniert. Mit einem BMW 2er Coupé soll diese Fahrtechnik auf die Spitze getrieben werden: BMW entwickelt das erste „selbstdriftende“ Fahrzeug am Beispiel des neuen BMW M235i.
Aquaplaning, Matsch, Schnee oder Ölspuren - auf Landstraßen und Autobahnen lauern einige Gefahren, die das eigene Fahrzeug unkontrollierbar werden lassen. Für die meisten hilft da nur Entkuppeln oder der richtige Druck auf das Bremspedal, um das Auto noch rechtzeitig und sicher zum Stehen zu bringen. Andere wiederum nutzen ihr fahrerisches Talent, um aus dem unkontrollierten Fahrzustand einen kontrollierten zu machen - sie beherrschen also das so genannte Driften.
Die von BMW im Rahmen der CES 2014 in Las Vegas vorgestellten Prototypen sollen diese Fahrtechnik völlig autonom beherrschen. Anders, als man zunächst denken könnte, soll dieses System aber nicht als zusätzlicher Spaßfaktor, sondern im Sinne eines fahrdynamisches Sicherheitssystems fungieren. So könnten Serienfahrzeuge in den kommenden Jahren mit einem Sicherheitssystem ausgestattet werden, dass sich „Self Drifting“ nennt. Während das sichere Driften als fahrerisches Talent eine ganze Menge Übung erfordert und meistens nur auf abgesperrten Strecken angelernt werden kann, soll es in hinterradangetriebenen Fahrzeugen der kommenden BMW-Generationen nicht mehr auf ein solches Können ankommen. Das System errechnet aus Daten wie Bodenbeschaffenheit, Schlupf oder aktueller Lenkrad-Stellung Informationen zum Fahrzustand und reagiert in Echtzeit mit entsprechenden Brems- und Gasbefehlen sowie Gegenbewegungen des Lenkrads. Mit Ultraschall-Sensoren, Kameras, Radar- und Lidar-Systemen kann allerdings nicht nur gedriftet werden: Spielend leicht umfährt das im PR-Video gezeigte BMW M235i Coupé die Pylonen - sogar Spurwechsel und schnelle Fahrmanöver sind drin.
Bisher handelt es sich natürlich nur um Hightech-Prototypen - ob und wann das „Self Drifting“ in das erste Serienfahrzeug adaptiert wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Dennoch liefern sich Fahrzeughersteller und Entwickler einen unaufhörlichen Kampf um das autonome Fahren, auch wenn die aktuelle Gesetzeslage noch kritisch mit einer solchen Technik umgeht. Doch wo selbstständiges Parken, Lenkeingriffe beim Spurhalten oder per Knopfdruck durchdrehende Hinterräder („Smokey-Burnout“) bereits etabliert sind, dürften auch selbstdriftende Autos nicht weit entfernt sein.
Die Ingenieure erkennen das kontrollierte Driften also als elektronisches Stabilitätsprogramm à la ESP und Co., ohne dabei in die fahrdynamischen Qualitäten des Fahrers zu vertrauen. Ob sich das autonome Driften als Sicherheits- und Assistenzsystem tatsächlich bewährt, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls zeigen die Bayern, dass die zahlreichen Sensoren und Mini-Computer dem fahrerischen Talent durchaus überlegen sein können, denn: Sensoren werden nie müde, Sensoren werden nie abgelenkt und Sensoren können vieles gleichzeitig verarbeiten. Dennoch stellt sich immer wieder die Frage, wer im Falle eines Unfalls die Verantwortung zu übernehmen hat. Wer ist Schuld - Fahrer, Fahrzeughersteller oder Assistenzssystem? Wer haftet für einen materiellen Schaden, wer für Personen-Schäden? Das selbstdriftende Auto deutet aber auch auf eine Zeit hin, in der der Fahrer schon bald nicht mehr Herr seiner Lage sein soll. Bleibt also zu hoffen, dass das Auto von morgen nicht so eigenständig wird, dass es dem Fahrer an der „Freude am Fahren“ vergeht und Emotionen im Sinne der Sicherheit gegen Hightech ausgetauscht werden.
Der folgende Werbeclip vermittelt einen ersten Eindruck vom BMW M235i "Self Drifting":