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E9x DKG Überhitzung (Defekt Kombisensor) - gelöst

Hallo, 

da man zum Doppelkupplungsgetriebe (GS7D36SG / GS7D36BG) der Fa. Getrag kaum brauchbares findet, vor allem hinsichtlich dem scheinbar oft auftretenden Problem der Überhitzung, hier mein (möglichst ausführlicher) Erfahrungsbericht für die DKG-Nachwelt mit selbigem Problem. Bis auf ein paar der unten genannten Teile können die Informationen Fahrzeug unbeschränkt für oben genannte DKG Getriebetypen verwendet werden. 

Fahrzeug: E93 N55 335i - DKG
Problemstellung: Getriebeüberhitzung, Fehlercode 5A53
Fehlerbild: Erstmal 2021 vor dem einwintern kam bei mir plötzlich im BC die Fehlermeldung "Getriebeüberhitzung". Danach kam länger nichts, bis die Außentemperaturen im Mai/Juni stiegen. Der Fehler der Überhitzung kam immer öfter und das Getriebe ging in den Notlauf. Sehr sporadisch bis ich dann bei jeder längeren Fahrt, vor allem Stadtverkehr, schon mit dem Fehler rechnen musste (Bis zum jeweiligen Auftreten des Fehlers schaltete das Getriebe traumhaft wie man sich das erwartet). 

Also erstmal einen Ölwechsel durchgeführt und die Adaptionen zurückgesetzt. Hat außer Umsatz für den Ölhändler nichts gebracht - Fehler kam erneut. 
Durch Suche via Google erfährt man schnell, dass der Kombisensor, Temperatursensor an der Kupplung, Abspritzsensor(?!) und welche Bezeichnungen es alle gibt gerne mal Defekt geht, mehr findet man nicht bzw. sind die Antworten dürftig. Teilenummer: 28 10 7 842 851

Test-Sensor und Fehlereingrenzung!: Mein Sensor lieferte schlichtweg falsche / zu hohe Werte. Bei kalten Motor den Tester (ISTA, INPA, Launch) anschließen und die Temperaturen im DKG Steuergerät anzeigen lassen. Mein Vorgang:

• Um 01:07 Uhr zeigte mein Tester 
• Öltemperatur Kupplung = 90 °C
• Temperatur Sensor 1 = 48 °C
• Temperatur Sensor 2 = 48 °C


• Um 01:45 Uhr zeigte mein Tester (Fahrzeug wurde in dieser Zeit nicht gestartet / bewegt!)
• Öltemperatur Kupplung = 125 °C
• Temperatur Sensor 1 = 46 °C
• Temperatur Sensor 2 = 46 °C

Schlussfolgerung: Die Temperatur des Getriebe-Öls konnte in dieser Zeit (38 Minuten bei Umgebungstemp. 28°C) unmöglich um 2 °C sinken, während die Temperatur an der Kupplung um 35 °C steigt. Sprich die gelieferten Werte des Sensors stimmen nicht. Und der Wert "Öltemperatur Kupplung" kommt von oben genannten Sensor. 
Ich habe mit Launch und ISTA ausgelesen, zeigten beide die selben Werte. Eine Datenstromanalyse mit Launch Tester vom Sensor zeigte keinen Defekt = er zeigt einfach durchgehend falsche Werte bzw. springt irgendwann / willkürlich mit der Temperatur, das ich so nicht erfassen konnte. 

Fehlerbehebung: Jetzt wirds etwas tricky. Um den Sensor zu tauschen muss das Getriebe und die innenliegende Kupplung ausgebaut werden.
Allgemeine Info: Was man so teilw. in Foren und natürlich entsprechenden Anleitungen liest muss das DKG mit Samthandschuhen, ausschließlich BMW Spezialwerkzeug angefasst werden und Mechaniker Seidenhemden tragen, da das Teil sonst einen Totalschaden erleidet. 

Realität: Es ist kein Hexenwerk und einfach sauber, gewissenhaft und mit Hausverstand arbeiten mehr nicht! Dennoch ich habe das mit einem guten Freund und sehr erfahrenen Mechaniker an einem Arbeitstag durchgeführt. Das ist ganz sicherlich nichts, dass man mal eben mit dem besten Freund von der Tanke in der Hobbywerkstatt nebenan startet.

Allgemein: Wenn das Getriebe draußen ist bietet es sich an die Dichtung vom Getriebestecker und von der Mechatronik mit zu tauschen. Fangen offenbar ganz gerne zu schwitzen an. Simmering / Wellendichtring Kupplungsdeckel und Antriebsflansch müssen neu. 

Teilenummern für E82, E88, E92, E93, E89 mit GS7D36SG:
O Ring Kupplungsdeckel 28 40 7 610 627
Wellendichtring Kupplungsdeckel 28 40 7 842 845
Kombisensor 28 10 7 842 851
Aluschrauben: 23 00 1 222 893 = 5
Spezialwerkzeug BGS 9276 - einzig zwingend erforderliches Spezialwerkzeug für Ausbau der Doppelkupplung aus dem Getriebegehäuse
O Ring Kabelstecker 28 60 7 849 555
Dichtung Mechatronik 28 60 7 842 856
Wellendichtring Antriebsflansch 28 10 7 842 388
Ablassschraube 28 10 7 842 383
Verschlussschraube 28 10 7 850 241
Saugfilter 28 10 7 842 828
Druckfilter 28 10 7 842 840 
Fuchs Pentosin FFL 4 - 7,8l Trockenbefüllung (ich habe 9l gekauft und 8l benötigt)

Eine Anleitung für jede Schraube macht keinen Sinn, daher nur die kniffligen Punkte: 

• Beim Absenken des Getriebes den Stecker lösen (obenliegend), Kühlleitung abschrauben und Parksperre aushängen.
• M5 Gewindebolzen in die 3 Löcher des Kupplungsdeckels einschrauben und Deckel vorsichtig herausziehen
• Kupplung am Antriebsflansch per Hand so lange drehen bis die 4 Stifte von Spezialwerkezug (BGS 9276) in die 4 Langlöcher passen. Danach Werkzeug einsetzen (muss bis Anschlag eingesteckt werden und plan an der Kupplung anliegen). Parksperre am Getriebe nach oben ziehen und mit Kabelbinder befestigen (Habe ich zuerst nicht gemacht und die Kupplung lässt sich sonst nicht lösen). Erst jetzt mit dem Werkzeug an der Kupplung nach links zum Lösen drehen --> ohne viel Kraftaufwand muss sich leicht lösen lassen. 
• Sensor ist nun ersichtlich --> tauschen 
• Kupplung einsetzen und nach rechts eindrehen, mit Drehmoment 20NM festziehen
• Kabelstecker oben am Getriebe nur leicht herausziehen (Kabel können beschädigt werden). Der neue Dichtring muss über den Verschraubungsflansch vorsichtig in die Nut gefädelt werden. 
• Beim Einsetzen des Kupplungsdeckels aufpassen und am besten die Stellung im Getriebe markieren. Der hat eine Nase und muss schräg aufgesetzt werden, dabei auf den Simmering achten, und dann vorsichtig bis Anschlag einklopfen sodass der Sprengring wieder eingesetzt werden kann. Gerade einsetzen funktioniert nicht und hat mich 1 Stunde mit Ratlosigkeit gekostet. 
• Ölwanne und Mechatronikdeckel mit Drehmoment 10NM und am besten in vorgeschriebener Reihenfolge (Anleitung / Auszug ISTA) anziehen. Keine Ahnung ob zwingend notwendig, ich habe es so gemacht.

Ölbefüllung (Fuchs FFL4) trocken:

• Beim Ersten Füllen nach Wiedereinbau gehen nur ca. 3,5 - 4l in das Getriebe
• Danach Motor starten und nach 10s wieder ausstellen
• Wieder einfüllen ca. 1l
• Motor starten P,N,D,R für jeweils 10s durchschalten
• Wieder einfüllen  ca. 1,5l, gerne auch gleich bisschen "überfüllen" weil nachher sowieso noch was nachkommt
• Tester zwingend erforderlich (Launch, INPA, ISTA...)
• Servicefunktion Ölabgleich durchführen (Temperatur Getriebeöl zwischen 30°C und 40°C)
• Schritte gem. Tester durchführen
• Einfüllen (ca. 1l) bis zum leichten Öl Auslaufen und Schraube verschließen

Servicefunktionen (Tester zwingend erforderlich):
Ich habs nach Anleitung gemacht bin aber nach der Befüllung zuerst paar Testrunden ganz normal gefahren ohne Probleme. Ich weiß daher nicht ob folgende Schritte notwendig sind, aber laut Anleitung führt eine Nichtbefolgung zu Schäden: 

• Getriebeadaption zurücksetzen
• Momentenkennlinie anlernen
• Ventilkennlinie anlernen

Ergebnis: Getriebe schaltet mit dem neuen Öl nochmal eine Spur besser und der Fehler kommt nach sehr ausgiebigem Test nicht mehr. Ich habe auch den Tester angehängt und alle 3 oben bereits genannten Temperaturen sind nun ident. 

Für Leute, die nur einen Ölwechsel machen möchten:

• Befüllung wie oben beschrieben
• Trick den ich nicht wusste. Wenn man die Plastikablassschraube herausdreht und das Öl abgeflossen ist: gerade durch die Öffnung ins Getriebe sehen. Dort ist eine (H8 oder H10, weiß ich nicht mehr genau) Schraube. Auch herausdrehen, da kommt dann alles an Öl heraus. Ich stelle mal in den Raum, dass dadurch die angepriesene Spülung obsolet wird. Denn danach wurde das Getriebe ausgebaut und außer paar ml im Mechatronikdeckel war kein Öl mehr vorhanden.