schehofa |
40 Euro im Vergleich zu Anschaffungskosten im 5 Stelligen Bereich + monatliche Lizenzkosten + Wartung + Softwareupdates usw. ist ja eigentlich nicht wirklich viel.
Das Problem ist, dass das Internet gerade im Bereich KFZ eine breite Angriffsfläche bietet. Die Leute schließen sich in Foren zusammen, es wird unsäglich viel Halbwissen verbreitet, es wird teilweise unglaublicher Müll geschrieben. Autos haben in Deutschland eine extrem breite Community im Internet. Es gibt für jeden Hersteller, jede Baureihe, ja sogar für jedes Modell eigene Foren, Seiten, YouTube Videos usw. Man stelle sich im Gegenzug mal vor, es gäbe eine ähnlich große Community für Dinge rund ums Haus (Sanierung, Heizung, Fenster usw.).
Es wäre ähnlich wie hier: Leute würden permanent infrage Stellen, warum z.B. der Heizungsbauer so teuer war. Ja, es würden komplette Verschwörungstheorien aufgestellt werden, wie diese Kosten verursacht werden.
Das Internet ist einerseits ein Segen was Kommunikation, Datenverwaltung, usw. betrifft. Andererseits ist es auch ein Fluch wenn man bedenkt, wie viele Menschen heute glauben, sie können etwas von dem sie absolut keine Ahnung haben. Erst letztens hab ich mir auf YouTube die Autodoktoren (bekannt aus automobil auf VOX) angeschaut und mir die Folge angesehen, bei der Holger Parsch einen kompletten Tag begleitet wird um seinen Werkstatt-Alltag zu zeigen. Irgendwann stand ein Kunde auf der Matte der ein Geräusch am Auto beanstandet hatte. "Ich war bei 2 Werkstätten, die den Fehler nicht gefunden haben und ich hab im Forum gelesen...." so in etwa war der Wortlaut des Kunden. Holger hat ihn sofort abgewürgt und ihm klar gemacht, dass ER das Geräusch hören möchte und ER es für sich finden will. Genau solche Situationen sind es, die mittlerweile zum Alltag in KFZ Werkstätten gehören. Das Vertrauen ist weg, vor allem durch die Medien und das Internet wird fast durch jeden Berufzweig und Branche gepoltert und einfach jedem Murks, schlechte Qualität, Schummelei und vieles mehr unterstellt.
Aber bedenkt mal das Gegenteil: Wie viele Menschen gibt es, die zufrieden sind mit der erbrachten Dienstleistung? Ein sehr großer Anteil davon. Diese Leute melden sich bekanntermaßen selten in Foren an und schreiben "Hey, es war alles gut".
In Foren wie diesen hier, sehe ich eine Entwicklung, die mich mittlerweile wirklich sehr oft ankotzt. In sehr vielen Beiträgen werden Behauptungen aufgestellt, die jenseits der Realität sind. Sehr oft fällt das Wort "Teiletauscher" ohne auch nur einmal darüber nachgedacht zu haben, was das überhaupt alles zu bedeuten hat. Ich frage mich, ob Leute überhaupt in der Lage sind, soweit zu denken um das überhaupt zu verstehen.
Angenommen ich hab einen VW Golf 2 mit einer kaputten Lichtmaschine oder Servopumpe. Es gibt dafür bestimmt einen Markt, der Einzelteile im Ersatz anbietet, mit dem man diese Bauteile mit relativ einfach mitteln reparieren kann.
Im Vergleich dazu nimmt man ein neueres Fahrzeug, welches nicht älter als 10-12 Jahre ist und einen ähnlichen defekt aufweist. Die 1. Frage lautet: gibt es dafür einen Ersatzteilmarkt? Im Großteil der Fälle bestimmt nicht. Die 2. Frage lautet: lässt sich das Bauteil überhaupt ohne großen Aufwand reparieren? Wenn man sich die technologischen Sprünge anschaut zwischen Fahrzeugen aus den 80ern und heute, dürfte das wohl auch sehr schnell klar sein. Die 3. Frage: Hat eine normale KFZ Werkstatt, dazu überhaupt die notwendigen Mittel? Dazu komme ich später. Und die 4. Frage: Ist das Bauteil überhaupt vorgesehen um zerlegt zu werden und wie sieht es mit danach mit einer Garantie aus? In einem Auto kommen tausende Bauteile von Zulieferen zum Einsatz, die dem Fahrzeughersteller einfach aus verschiedenen Gründen die Instandsetzung dieser Bauteile untersagen.
Im Endeffekt gibt es dafür noch unzählige andere Beispiele. Ich kann dir z.B. feststellen wenn ein Steuergerät abgesoffen ist. Ich kann den Wassereintritt beseitigen. Ich kann das Steuergerät öffnen. Ja, ich kann mir jetzt die oxidierte Platine mit ihren Bauteilen anschauen. Aber was soll ich dann machen? Soll ich die einzelnen Kondensatoren, Transistoren und Widerstände die kaputt sind, entfernen und neue drauf löten? Es sind diese Gedankengänge die einige Leute hier haben. Es wird davon ausgegangen, dass man absolut alles reparieren kann ohne es auszutauschen. Ja, sicherlich kann man viele Dinge reparieren, aber was ist mit den Instandsetzungskosten, dem ganzen benötigten Werkzeug, der ganzen Ausbildung dahinter? Die muss dann im Endeffekt wieder der Kunde zahlen.
Wenn ich bedenke wie viel Werkzeug wir als "Teiletauscher" Betrieb benötigen dann würden manchen Leuten die Kinnladen runterfallen. Wir bekommen beinahe wöchentlich Werkezeug zugeschickt von BMW, das manchmal nur einige male benutzt wird und man vielleicht in 10 Jahren nochmal braucht. Der Platzbedarf und die Kosten sind enorm. Und mit zunehmender Technik, vor allem auch in der E-Mobilität, wird das nicht weniger. Nachdem bereits unsere Werkstatt aus Platzgründen mehrmals umgebaut wurde, ist es jetzt erstmals an der Zeit anzubauen, nur um Werkzeug unterzubringen. 2 Klima-Stationen seit Einführung des R1234yf, unzählige Geräte nur für Räder und Reifen (u. a. eine Reifenwaschmaschine für 22.000 Euro die einen Platzbedarf von mehreren qm² hat), 3 Schränke vollgestopft mit Kabeladaptern, 10 Spezialwerkzeugschränke + einen weiteren Riesenschrank für altes Spezialwerkzeug....
Und jetzt hab ich nicht einmal das gesamte drumherum aufgezählt, um was es ursprünglich ging: den gesamten Bedarf für Diagnose und warum für 5 Minuten Arbeit 40 Euro verlangt werden.
Gruß
Bearbeitet von: schehofa am 25.11.2017 um 15:24:17 |