BMW M3 (F80): Video zeigt brabbelnden Kaltstart in Tiefgarage
Sicher sehen einige unter uns den
S55-Biturboreihensechszylinder im neuen BMW M3 als Sakrileg an - immerhin sind dem V8 der Vorgängergeneration BMW M3 (E9x) zwei Brennkammern abgenommen worden. Doch wie wir alle wissen, sind Sechszylinder bereits beim
E46 M3 und E36 M3 zum Einsatz gekommen - wenn auch ohne Turbolader. Ebenso wie bei zahlreichen Dieselfahrzeugen kommt auch beim kommenden BMW M3 (F80) und BMW M4 (F82)
der akustische Leichtbau und das
Aktive Sound-Design zum Einsatz. Beide Technologien finden auch bei den kommenden M-Modellen Anwendung und sollen den Fahrer mit malerischen Klangbildern unterstützen. Für Puristen ist dieser Schritt sicherlich reine Sünde, für den ein oder anderen dürfte es aber kaum eine Rolle spielen, woher der unnatürliche oder nur verbesserte Sound kommt.
Aktives Sound-Design längst etabliert
Das so genannte Aktive Sound-Design gehört mittlerweile zum wesentlichen Kleinen Einmaleins. Ob nun
BMW M5 (F10),
M6 (F12/F13/F06),
M135i (F20/21),
M550d (F10/F11) oder
X5 und X6 M50d (E70/E71) - nahezu alle aktuellen Modelle der BMW M GmbH oder BMW M Performance Automobile beherbergen solche Aktiven Sound-Systeme, um störende Motorgeräusche zu absorbieren und das Fahrerlebnis merklich zu verbessern. Die aktive Sound-Gestaltung der Motorakustik hat sich zu einem breiten Forschungsfeld etabliert, auf das auch andere Automobilhersteller immer mehr Wert legen.
Minderung von Störgeräuschen bereits an der Quelle
Grund für die technischen Raffinessen in Bezug auf die Motorakustik ist das so genannte Downsizing, daher die Verkleinerung des Hubraums und das Schrumpfen der Zylinderanzahl. Doch die künstlerische Gestaltung des Motorklangs hat noch einen ganz anderen Grund: Karosserie, Fahrwerk, Bremsen, Innenraum-Materialien und nicht zuletzt das wichtigste Bauteil eines Fahrzeugs, nämlich der Motor, werden heute stets unter dem Leichtbau-Gedanken entwickelt und gebaut. Unter Verwendung von besonders leichten Werkstoffen wie Aluminium wird so auch im Innenleben des Motors einiges an Material eingespart. Egal ob nun Drei-, Vier-, Sechs- oder Achtzylindermotoren: Jedes Triebwerk entwickelt
Störgeräusche, die unangenehm sind und den Fahrkomfort besonders auf längeren Fahrten beeinträchtigen könnten. Die Folge: Störgeräusche, die besonders durch die Materialeinsparungen negativ auffallen würden, müssen auf irgendeine Art und Weise kompensiert werden. Hier kommen die Sound-Entwickler zum Einsatz, die jedes auch nur kleinste Geräusch in hunderten Testfahrten genauestens analysieren. Als Maßnahmen können zunächst besonders steife Kurbelgehäuse gewählt werden. Störgeräusche können zum anderen aber auch durch die so genannte Verrippung des Kurbelgehäuses beseitigt werden. Die Verrippung findet sowohl bei Grauguss- als auch Alu-Kurbelgehäusen Anwendung. Sie erhöht die Steifigkeit der Kurbelgehäuse-Seitenwände und wirkt sich damit direkt auf den Klang eines Motors aus. Im Falle des
S55-Motors, der ebenfalls über ein Kurbelgehäuse aus Aluminium verfügt, verlaufen über das gesamte Kurbelgehäuse verstärkte Bereiche als lange Stege, sodass weniger Schall abgestrahlt wird und störende Geräusche reduziert werden. Dieser intelligente Materialeinsatz bedeutet, dass kein materialstärkeres Gehäuse verbaut werden muss und im Gesamtergebnis sogar deutlich Gewicht eingespart wird.
Zum anderen können zahlreiche Dämmmaterialien eingesetzt werden, die besonders leicht sind und Störgeräusche bereits an der Quelle ausmerzen können. Werden bereits am Motor Dämmmaterialien eingesetzt, können im Innenraum alternative Materialien genutzt werden, was das Gesamtgewicht eines Fahrzeugs und letztlich den Verbrauch reduziert. Schon hier können die Sound-Ingenieure also viel erreichen, denn entgegen der landläufigen Meinung sind in erster Linie nicht die einzelnen Komponenten der Abgasanlage, sondern vorerst Materialien und die Konstruktion des Motors entscheidend für den Klang eines Fahrzeugs.
Zusammenspiel: Akustischer Leichtbau und Aktives Sound-Design
Neben dem akustischen Leichtbau können aktive Systeme zur hörbaren Verbesserung des Motoren- und Fahrzeugklangs beitragen. Ein solches System ist das
Aktive Sound-Design, das für einen dynamischen Klang während der Beschleunigung sorgt. Mit einem solchen System können die BMW-Ingenieure den zum Fahrzeugcharakter passenden Sound kreieren. Anhand eines digitalen Signalprozessors können auf Basis von ständig aktualisierten Fahrdaten neue Klangkomponenten generiert werden, die maßgeblich zum subjektiven Fahrempfinden beitragen. Inwieweit das Aktive Sound-Design nun Anwendung finden muss, spaltet sicherlich die Geschmäcker. Anhand des Aktiven Sound-Designs kann sich ein turboaufgeladener V8-Motor im BMW X5 und BMW X6 vom nahezu baugleichen Turbo-V8 der eleganteren 6er-Reihe deutlich unterscheiden. Doch ein Motorengeräusch kann nicht nur kerniger oder tiefer klingen: Die BMW Ingenieure können anhand von elektromechanischen Systemen sogar gewünschte Klangbilder erzeugen, die für den jeweiligen Motor unnatürlich sind. So ist es möglich, das störende, „nagelnde“ Geräusch der Zündimpulse beim Dieselmotor nahezu vollständig ausmerzen zu können. So ist es den BMW-Ingenieuren möglich, Dieselfahrzeuge deutlich kultivierter und sportlicher klingen zu lassen. 2009 war es den BMW-Ingenieuren sogar möglich, einen Vierzylindermotor in einem MINI-Prototypen wie einen V8 oder wahlweise Reihensechszylinder klingen zu lassen.
Das Zusammenspiel zwischen dem quellennahen akustischen Leichtbau im Rahmen der Motorentwicklung sowie dem Einsatz von aktiven Systemen zum Sound-Design ermöglicht Harmonie und Sportlichkeit in all jeden Fahrsituationen. So kann der dynamische Klangcharakter verbessert oder je nach Einsatzzweck des Fahrzeugs verändert werden. Das Aktive Sound-Design steigert Effizienz, Dynamik und Komfort, womit es heute als unumgängliche Technologie in nahezu jedes straßenzugelassene Fahrzeug gehört.
BMW M3 und BMW M4 werden im Januar auf der
Detroit Auto Show ihr offizielles Debüt feiern. Sowohl die BMW M3 Limousine (F80), das BMW M4 Coupé (F82) und das BMW M4 Cabrio (F83) bekommen das völlig neu entwickelte S55-Triebwerk spendiert, das gegenüber dem V8-Motor der Vorgängergeneration etwas mehr leistet und gleichzeitig weniger verbraucht. Der Verbrauch hat sich gegenüber den Vorgängern um mehr als 25 Prozent reduziert und der S55-Biturbo-Reihensechszylinder erfüllt nunmehr die EU6-Norm. Auch das Drehmoment hat sich auf 500 Newtonmeter etwas maximiert und liegt dank Turbotechnik bereits ab niedrigen Drehzahlen an.
Einen ersten Eindruck zum (äußerlichen) Sound der beiden Modelle liefert das folgende Video vom BMW M3 (F80), der erst kürzlich in einer Luxemburgischen Tiefgarage kurz nach Kaltstart gesichtet worden ist.
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