Magazinerstellt am 28.10.2025 um 13:20:32
[ voriger | nächster ]
BMW Group startet Demoflotte für Diesel-Ersatzkraftstoffe
Die BMW Group hat im Rahmen der Fleet Europe Days 2025 in Luxemburg den Start einer Demoflotte für Diesel-Ersatzkraftstoffe bekanntgegeben. Ziel des Projekts ist es, die praktische Nutzung regenerativer Kraftstoffe im Flottenbetrieb zu demonstrieren und den CO₂-Ausstoß bestehender Fahrzeugflotten deutlich zu senken.
HVO100-only: Neuer Nachweis für alternative Kraftstoffe
Die Flotte besteht aus BMW-Dieselmodellen, die ausschließlich mit dem regenerativen Kraftstoff HVO100 („Hydrotreated Vegetable Oil“) betrieben werden. Neu ist ein von der BMW Group entwickeltes System, das den Tankvorgang digital nachverfolgt: Fahrzeugdaten und Bezahlvorgänge der Flottenbetreiber werden miteinander abgeglichen, um den lückenlosen Nachweiszu erbringen, dass tatsächlich ausschließlich HVO100 getankt wurde. Damit schafft BMW eine Grundlage für den möglichen Aufbau von „CNF-only“-Fuhrparks (Carbon Neutral Fuels). Der Einsatz dieser Technologie soll künftig helfen, CO₂-neutrale Fahrzeugflotten im Regelbetrieb messbar zu machen - ein bislang fehlendes Instrument in der europäischen Flottengesetzgebung.
Potenzial zur schnellen CO₂-Reduktion
BMW sieht in HVO100 eine kurzfristig umsetzbare Möglichkeit, den CO₂-Ausstoß bestehender Dieselflotten erheblich zu verringern. Nach Angaben des Unternehmens kann der Kraftstoff im Vergleich zu fossilem Diesel eine CO₂e-Reduzierung von bis zu 90 % („Well-to-Wheel“) erzielen. Seit Januar 2025 werden alle in Deutschland produzierten BMW-Dieselmodelle bereits ab Werk mit HVO100 erstbefüllt. Dabei kommt der Kraftstoff „Neste MY Renewable Diesel™“ des finnischen Herstellers Neste zum Einsatz. Das Engagement steht im Einklang mit der BMW-Strategie „Technologieoffenheit statt Verbote“, bei der verschiedene Antriebskonzepte - von Elektro- und Hybridfahrzeugen bis hin zu Wasserstoff- und CNF-kompatiblen Verbrennern- parallel weiterentwickelt werden.
Regulatorischer Rahmen im Fokus
In Europa sind derzeit rund 250 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor unterwegs. Nach Auffassung der BMW Group könne die CO₂-Bilanz dieses Bestands durch den Einsatz synthetischer oder biologischer Kraftstoffe signifikant verbessert werden. Das Unternehmen fordert daher, dass Fahrzeuge mit CNF-Antrieb künftig in der EU-Flottenregulierung berücksichtigt werden. Laut Dr. Thomas Becker, Leiter Politik, Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit der BMW Group, müsse „jede Maßnahme zur CO₂-Reduktion in jeder Phase des Lebenszyklus eines Fahrzeugs anerkannt werden - auch der Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe“.
BMW plädiert dafür, die Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED III ambitioniert umzusetzen, einschließlich nationaler Quoten, die eine Minderung der Treibhausgasemissionen um mindestens 30 % vorschreiben.
Testflotten in Vorbereitung
Erste Kooperationen mit Flottenbetreibern in Deutschland und Italien stehen kurz vor dem Start. Diese realen Testflotten sollen betriebliche Daten und Verbrauchserfahrungen liefern, um die technische Lösung weiter zu optimieren. Parallel betreibt BMW bereits eine interne HVO100-Flotte, die zur Evaluierung des Kraftstoffverhaltens und der Nachweisprozesse dient.
Hintergrund: Was ist HVO100?
HVO100 steht für Hydrotreated Vegetable Oil - ein vollständig paraffinischer Dieselkraftstoff, der durch Hydrierung pflanzlicher und Abfallöle entsteht. Er kann in vielen modernen Dieselmotoren ohne technische Anpassung eingesetzt werden und erfüllt die Norm EN 15940.
Im Vergleich zu herkömmlichem Diesel weist HVO100:
eine höhere Cetanzahl (bessere Zündwilligkeit),
geringere Partikel- und NOₓ-Emissionen sowie
eine deutlich bessere CO₂-Bilanz auf.
Fazit
Mit der Demoflotte für Diesel-Ersatzkraftstoffe will die BMW Group zeigen, dass auch bestehende Antriebstechnologien zur Dekarbonisierung beitragen können. Die Kombination aus technischer Nachweisbarkeit, industrieller Skalierbarkeit und regulatorischem Dialog könnte HVO100 und andere Carbon-Neutral-Fuels zu einem relevanten Baustein der europäischen Mobilitätswende machen - insbesondere für gewerbliche Flotten mit hohen Laufleistungen.