Magazin erstellt am 21.07.2016 um 13:02:32 [ voriger | nächster ]

Automatische Sicherheitssysteme: Hintergründe, Funktionen und Nutzen

BMW-News-Blog: Automatische Sicherheitssysteme: Hintergründe, Funktionen und Nutzen
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Automatische Sicherheitssysteme: 
Hintergründe, Funktionen und Nutzen


Autofahrern wird einiges an technischer Unterstützung mit auf die Straße gegeben. Die sogenannten Fahrerassistenzsysteme helfen bei einer ökonomischeren Fahrweise, einem komfortableren Fahrerlebnis - und sorgen nicht zuletzt für ein Mehr an Sicherheit im Straßenverkehr. So ausgereift die Technik in vielerlei Hinsicht dabei ist, alle Unfälle lassen sich mit ihr nach wie vor nicht verhindern. Mit dem ConnectedDrive hat BMW einerseits die Grundlagen für mehr Sicherheit beim Fahren gelegt, zugleich aber mit dem Intelligenten Notruf auch Vorsorge für den Fall der Fälle getroffen. Denn im Unglücksfall zählt jede Sekunde bei der Versorgung von Verletzten.

Die Ausgangssituation Die Problemlage

Damit ist die Problemlage zumindest in groben Zügen schon umrissen. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang: Seit 2011 konnte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen seines Verkehrssicherheitsprogramms erfreuliche Verbesserungen verzeichnen. Dazu zählt unter anderem ein Rückgang tödlich verunglückter Verkehrsteilnehmer - vor dem Hintergrund eines immer intensiveren Individualverkehrs und der Durchgangslage in der Mitte von Europa eine umso beachtlichere Leistung.

Das führt jedoch auch gleich zur schlechten Nachricht, denn trotz des insgesamt abwärtsweisenden Trends bei Verunglückten und Verkehrstoten zeigt die Nadel gerade in den beiden letzten Jahren wieder nach oben, so die Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes: Prozentual betrachtet musste für 2015 ein Anstieg von etwas mehr als vier Prozent bei den polizeilich aufgenommenen Unfällen festgestellt werden, die Zahl der Getöteten lag mit 3.475 um knapp drei Prozent über dem Vorjahr. Milde Wintermonate und ein trockener Frühling begünstigten allerdings auch häufigere und schnellere Autofahrten und gaben zudem mehr ungeschützten Verkehrsteilnehmern - wie Fußgängern oder Zweiradfahrern - die Gelegenheit, unterwegs zu sein. Dadurch erhöht sich wiederum das Risiko besonders schwerer Unfälle.

Straßenverkehrssicherheit auf EU-Initiative

Hinzu kommt das Problem unzureichend schneller Versorgung nach dem Unfall, weshalb die Europäische Kommission bereits seit einigen Jahren die Verbreitung sogenannter eCall-Systeme forciert. Damit soll verschiedenen Problemfeldern entgegengewirkt werden, die allesamt zu Verzögerungen bei der Rettung Verunglückter führen können:
  • Die Fahrer selbst beispielsweise brauchen unter Umständen bei einem Unfall zu lange, um den Notruf abzusetzen und tragen damit unbeabsichtigt zur Verschlimmerung der Unfallfolgen bei.
  • Hinzu kommen mögliche Verzögerungen beim Erreichen der Unfallstelle, wenn die notwendigen Informationen über das Telefon nur unzureichend weitergegeben werden können.
  • Außerdem kann sich die Rettung vor Ort in die Länge ziehen, wenn den Rettungskräften wichtige Detailkenntnisse bezüglich des Fahrzeugtyps etc. im Vorfeld fehlen.
  • Als problematisch können sich überdies Folgeunfälle erweisen, die zustande kommen, weil ein Unfall nicht rechtzeitig an die Verkehrsleitstelle übermittelt wurde.

In solchen Fällen kann ein automatisches Notrufsystem den entscheidenden Unterschied machen - die Europäische Kommission geht davon aus, dass sich dank eCall bis zu 2.500 Menschenleben retten ließen. Deswegen gab es auf europäischer Ebene schon frühzeitig Bestrebungen, solche Systeme in allen Neuwagen als verpflichtenden Teil der Ausrüstung zu implementieren. Gleichzeitig wurde 2013 der Vorschlag angenommen, eCall-Notrufe über die europaweit einheitliche Notfallnummer 112 absetzen zu können.

Bezüglich der Einführung und angesichts der Bedeutung, die den Notrufsystemen beigemessen wird, hat sich die Europäische Kommission für eine aktive Regulierungspolitik entschieden, da weder die üblichen Marktmechanismen noch die Unterstützung freiwilliger Maßnahmen durch die EU-Mitgliedsstaaten das gewünschte Ergebnis in der gewünschten Zeit gebracht haben. Mit dem aktiven Ansatz sollte nicht nur eine einheitliche Grundlage für das eCall-System geschaffen werden, sondern eben auch die notwendigen Impulse an die Autohersteller herangetragen werden. Eine Stärkung des Telematik-Markts wäre im Zuge dessen als erfreulicher Nebeneffekt willkommen gewesen.

Eine erste Maßnahme war in diesem Zusammenhang bereits die Verabschiedung einer Empfehlung der Kommission vom 8. September 2011, mit der dem europaweiten eCall-Dienst die Unterstützung für die Übertragung in elektronische Kommunikationsnetze zugesichert wurde. Weiterhin wurde eine Ergänzung zur Richtlinie 2010/40/EU erlassen, der die Infrastruktur der Notrufabfragestellen behandelt. Auf dieser Grundlage wurde vom April 2014 vom Europäischen Parlament eine Verordnung bezüglich der europaweit verbindlichen Ausrüstung dieser Notrufabfragestellen - diese soll bis zum 1. Oktober 2017 umgesetzt werden. Ein letzter Schritt ist die Typgenehmigungsverordnung für die Ausstattung der Fahrzeuge.

Lösungsweg Automatisches Notrufsystem: eCall
Hintergrund und Anfänge automatischer Notrufsysteme

Tatsächlich ist das jetzt geplante automatische Notrufsystem, das ab dem Jahr 2018 für neue PKW-Modelle und leichte Nutzfahrzeuge endgültig verpflichtend wird, keineswegs eine neue Idee. Die ersten Versuche gab es in der Bundesrepublik bereits in den 1980er Jahren, die Idee eines Notfunkgeräts für Kraftfahrzeuge wurde letztendlich aber nie umgesetzt. Das war sicherlich einerseits eine Kostenfrage, andererseits hätte die Installation einen erheblichen Aufwand bedeutet: Nicht so sehr für die Ausstattung der PKW, als vielmehr für das notwendige System von Peilmasten, das deutschlandweit für die Übermittlung von Unfallmeldungen und -orten hätte errichtet werden müssen.

Alternative Modelle zum europaweit operierenden eCall-System sind unter anderem der auf Initiative verschiedener deutscher Kfz-Versicherer ins Leben gerufene Unfallmeldedienst, in Österreich steht vor allem der ÖAMTC (Österreichischer Automobil-, Motorrad- und Touring Club) als Anlaufstelle für Notrufe bereits verbauter eCall-Geräte zur Verfügung. Daneben bieten verschiedene Autobauer ähnliche Systeme an. Im Gegensatz dazu bietet die eCall-Technologie aber die Möglichkeit eines standardisierten Notrufsystems.

Hierin liegt allerdings auch eines der noch zu klärenden Probleme: So sinnvoll eine europaweit einheitliche Regelung auch sein mag, so schwierig dürfte letztendlich die Umsetzung sein. Denn selbst wenn mit eCall der europäische Notruf und damit theoretisch jede Polizeidienststelle erreicht werden kann, werden wohl nur bestimmte Leitzentralen den personellen Aufwand hierfür stemmen können. Im selben Atemzug muss daher die Frage nach der Finanzierung gestellt werden.

Ebenfalls noch ungeklärt ist das Thema Datenschutz. Es geht hierbei um die noch ausstehende Zustimmung des Europäischen Parlaments, dass die bei eCall verwendeten Daten wirklich nur im Zusammenhang mit der Unfallmeldung genutzt werden dürfen. Solange also keine Unfallsituation besteht, werden daher auch keine Informationen übermittelt. Darüber hinaus müssen die Ortungsdaten regelmäßig gelöscht werden, um einen Missbrauch der Daten ausschließen zu können. Damit ist beispielsweise die Weitergabe an Dritte, also unter anderem an Versicherungen mit Telematik-Tarifen, gemeint.

Die Funktionsweise

Die rechtlichen Aspekte sind selbstverständlich nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist die technische Ausstattung, die es für die vollumfängliche Funktionsfähigkeit von eCall braucht:
  • Ein GPS-Empfänger liefert die genaue Position des Fahrzeugs zum Unfallzeitpunkt, alternativ kann auch das Satellitennavigationssystem GNSS (Global Navigation Satellite System) diese Aufgabe übernehmen.
  • Mit Hilfe der GSM-Antenne (Global System for Mobile Communications) wird der Notruf an die nächstgelegene Notrufzentrale übermittelt.
  • Ein elektronisches Kontrollmodul oder Steuergerät kann die Koordinaten des Unfallorts im Notfall aber auch über eine Mobilfunk-Einheit an die Rettungsleitstelle weiterleiten.
  • Crash-Sensoren erkennen die Art und die Schwere des Unfalls. Alternativ besteht aber auch die Möglichkeit, einen manuellen Auslöser für den Notruf zu integrieren.
  • Für weitere Informationen, die zwischen den Fahrzeuginsassen und der Notrufzentrale ausgetauscht werden müssten, sind Lautsprecher und Mikrofon integriert.
  • Damit das eCall-System nicht ausfällt, wenn die Autobatterie nach einem Unfall die nötige Energie nicht mehr liefern kann, gehört auch ein Notstromaggregat zur Ausstattung dazu.
  • Zu guter Letzt ist eine Datenbank nötig, in der alle Rettungskarten der Autohersteller hinterlegt sind, beispielsweise für die neue 7er-Reihe. Ergänzend bietet BMW noch einen umfassenden Leitfaden für Rettungskräfte. Bislang sollen die Rettungskarten leicht auffindbar hinter der Fahrersonnenblende angebracht werden, damit die Einsatzkräfte die geeigneten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen können, sollte der Einsatz von Spreizern oder Scheren von Nöten sein. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass noch im Fahrzeug befindliche Personen durch versehentlich ausgelöste Airbags weiter verletzt werden.
  • In einer entsprechenden Datenbank würden dann diese Informationen digital hinterlegt, so dass lediglich die VIN (Vehicle Identification Number oder eben die Fahrgestellnummer) gebraucht wird, um den Rettungskräften vor Ort alle notwendigen fahrzeugspezifischen Auskünfte weiterleiten zu können.

Die Technik ist dabei so ausgerichtet, dass sie auch dann alle relevanten Informationen - ein sogenanntes ‚Minimum Set of Data‘ - an die nächstgelegene Notrufzentrale weitergeben kann, wenn keiner der Insassen mehr ansprechbar ist. Da der Notruf in kürzester Zeit nach einem Unfall abgesetzt wird, kann außerdem die Reaktionszeit der Rettungskräfte deutlich verringert werden. Schätzungen der Europäischen Kommission gehen von einer Halbierung in ländlichen Regionen und einer Verkürzung um 60 Prozent in städtischen Umgebungen aus. Abgesehen davon kann eCall auch dazu verwendet werden, Unfälle zu melden, bei denen die Nutzer lediglich Zeuge waren.

Der Intelligente Notruf als Teil des ConnectedDrive

Vernetzte Autos bieten den Nutzern eine Vielzahl von Möglichkeiten und auch das BMW-eigene ConnectedDrive-System stellt hier keine Ausnahme dar. Die angebotenen Funktionen sind in zwei Bereiche gegliedert, die sich in bestimmten Punkten überschneiden: Zum einen geht es um mehr Komfort im Fahrzeug, zum anderen um die bestmögliche Sicherheit im Straßenverkehr.#

ConnectedDrive Services

Das Angebot an Diensten und Apps liefert Informationen und Entertainment während der Fahrt, sorgt aber hauptsächlich für das erwähnte Mehr an Komfort. Dazu gehört ein Internetzugang, der unter anderem den Zugriff auf Online-Musikstreams erlaubt, die BMW-Online-Funktion kann außerdem die Parkplatzsuche erleichtern. Ein Auskunftsdienst kann schon während der Fahrt alle nur erdenklichen Informationen bieten - zu Reisezielen, Restaurants oder den nächstgelegenen Tankstellen. Mit Google Maps geplante Routen können per Smartphone direkt an das Navigationssystem geschickt werden, die Remote Services machen aus dem Handy sogar eine Fernsteuerung, mit der eine Vielzahl von Statusmeldungen abgerufen werden können.

Zudem lassen sich Fahrerprofile - inklusive aller individuellen Einstellungen bezüglich Sitzposition, Temperatureinstellung, den Fahrerassistenzsystemen, Kontaktdaten etc. - bequem über die USB-Schnittstelle übertragen. Der Intelligente Notruf, also das BMW-Pendant zum geplanten eCall-System, fällt auch noch in die Kategorie Services, ist aber in gewisser Weise auch den Maßnahmen für eine verbesserte Fahrsicherheit zuzurechnen.

Alle diese Dienste sind an bestimmte Bedingungen hinsichtlich der Voraussetzungen und der Verfügbarkeit geknüpft. Grundsätzlich braucht es eine im Fahrzeug verbaute SIM-Karte, um die ConnectedDrive Services nutzen zu können. Das meint zunächst die Basisdienste ConnectedDrive Services und den Intelligenten Notruf, die BMW TeleServices (melden den BMW unter anderem zur Wartung an oder rufen die Pannenhilfe) werden hierbei mitgeliefert. Auf dieser Grundlage können dann weitere Dienste - etwa die Remote Services oder der Internetzugang - optional hinzugebucht werden. Darüber hinaus kann die Verfügbarkeit je nach Modell und Ausstattung durchaus variieren.

Der BMW ConnectedDrive für mehr Sicherheit

ConnectedDrive Fahrerassistenz

Hiermit stehen dem BMW-Fahrer verschiedene Funktionen zur Verfügung, die das Fahren deutlich sicherer gestalten können. Die Spurwechselwarnung beispielsweise hilft beim Vermeiden gefährlicher Fehler: Radarsensoren sichern den Bereich hinter dem Fahrzeug, über das Lenkrad warnen Vibrationen vor sich schnell nähernden anderen Verkehrsteilnehmern; optische Signale im Außenspiegel helfen dabei, Fahrzeuge im toten Winkel nicht zu übersehen. Unbeabsichtigte Abweichungen von der Fahrspur werden von der kameragestützten Spurverlassenswarnung ebenfalls mit einem Signal über das Lenkrad quittiert.

Der seit Oktober letzten Jahres erhältliche BMW 7er verfügt daneben über einen zuschaltbaren Lenk- und Spurführungsassistenten, der auch in Stausituationen für eine Entlastung des Fahrers sorgen kann. Weitere Unterstützung in dieser Richtung bietet die Aktive Geschwindigkeitsregelung mit integrierter Stop&Go-Funktion. Diese verfügt über eine Auffahrwarnung mit Bremsfunktion, reagiert damit auf stehende Fahrzeuge und hält ansonsten selbstständig den gewünschten Abstand zu den Vorausfahrenden - selbst wenn diese halten und erst danach weiterfahren.

Wer sich beim Fahren nicht ausschließlich auf die Technik verlassen möchte, hat hinsichtlich der gebotenen Geschwindigkeiten mit der Speed Limit Info das entsprechende Assistenzsystem zur Seite. Angezeigt werden hierüber nicht nur die einzuhaltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen, sondern zum Beispiel auch, ob auf der Strecke ein Überholverbot zu beachten ist. Hierbei helfen dieselben Kameras, die auch für die Spurverlassenswarnung zuständig sind; sie erkennen Tempolimitschilder neben und oberhalb der Fahrbahn. Darüber hinaus kann das Fahrerassistenzsystem durch die Verbindung mit Regensensor und Uhr Auskunft darüber geben, ob möglicherweise noch weitere, wetter- oder tageszeitabhängige Beschränkungen der Höchstgeschwindigkeit bestehen.

Apropos Tageszeit: Um das Risiko von Unfällen bei nächtlichen Fahrten zu verringern und Zusammenstöße mit Personen und Tieren in der Dunkelheit nach Möglichkeit auszuschließen, gibt es die BMW Night Vision. Das intelligente Scheinwerfersystem kann eben diese auf unbeleuchtete Fußgänger und größere Tiere richten - damit werden potenzielle Gefahrensituationen für alle Beteiligten frühzeitig entschärft.

Es werden jedoch nicht nur Passanten oder Tiere erkannt (hierzu ist eine Infrarotkamera ins Fahrzeug integriert, das Wärmebild wird entsprechend auf einem Bildschirm oder im Control Display angezeigt), sondern auch deren Position und Entfernung. Die Warnanzeige berücksichtigt überdies die Fahrgeschwindigkeit und den Lenkwinkel. Zusätzlich kann das System bei Bedarf, also abhängig vom Gefährdungspotenzial, die Bremsen in Bremsbereitschaft versetzen.

Der Intelligente Notruf von BMW

Im schlimmsten Szenario können aber auch alle Assistenzsysteme den Unfall nicht verhindern. Für derartige Situationen hat BMW ein eigenes Notrufsystem entwickelt. Das Kommunikationssystem besteht im Wesentlichen aus denselben Komponenten wie bei eCall, nämlich aus einem Telematik-Steuergerät, der Antenne, einem Mikrofon sowie einem Lautsprecher. Dazu kommen verschiedene Sensoren, die das Airbag-System mit den Kommunikationselementen verbinden: Hierzu zählen Drucksensoren an den Fahrzeugseiten, Beschleunigungssensoren, ein Überschlagssensor, die Sitzbelegungserkennung und zu guter Letzt das Airbagsteuergerät.

Dadurch können schon mittels des automatischen Notrufs deutlich detaillierte Daten vom Fahrzeug gesendet werden. Neben Informationen wie der Fahrzeugidentifikationsnummer und der genauen GPS-Position, die ja auch im eCall-System übermittelt werden bzw. im Fall der VIN übermittelt werden sollen, liefert der Intelligente Notruf außerdem Informationen über
  • die Kollisionsart, also beispielsweise Seiten- oder Heckkollision;
  • etwaige Mehrfachkollisionen;
  • die Geschwindigkeitsänderung in longitudinaler und lateraler Richtung;
  • die Anzahl der Fahrzeuginsassen;
  • den Gurtstatus;
  • die ausgelösten Airbags.

Die wirklichen Unterschiede zwischen den beiden Systemen zeigen sich erst in der anschließenden Weiterverarbeitung des Notrufs. Während die Unfallmeldung bei eCall direkt an eine Rettungsleitstelle gesendet wird, ist bei BMW ein eigens eingerichteter Call Center die erste Anlaufstelle. Speziell ausgebildete Mitarbeiter stellen nicht nur die Kommunikation in der Muttersprache der Fahrzeuginsassen sicher, sie dienen auch als Filter: Im eCall-System kann zunächst einmal nicht zwischen einem Fehlalarm und einem tatsächlichen Notruf unterschieden werden, der BMW Call Center hingegen leitet hingegen nur letztere an die verantwortlichen Stellen weiter.

Zusätzlich können Datentransfer und das Gespräch mit den Betroffenen gleichzeitig durchgeführt werden - eine weitere Zeitersparnis gegenüber eCall. Die lässt sich sogar noch vergrößern, weil der Intelligente Notruf auch ohne die Notwendigkeit der Rücksprache mit den Verunglückten schon bei der Datenübermittlung anzeigen kann, wie groß das Risiko einer schweren Verletzung liegt. Die Planung der Rettungsstrategie inklusive der notwendigen Rettungskräfte etc. kann so schon mit dem eingehenden Notruf erfolgen.

Die größere und detailliertere Datenmenge sowie die verschiedenen Möglichkeiten, die Abwicklung eines Notrufs noch schneller zu gestalten, äußern sich insgesamt in einer im Vergleich noch besseren Prognose hinsichtlich der Zahlen tödlich verunglückter Verkehrsteilnehmer: Während die Zielsetzung der EU-Kommission bei 2.500 Verkehrstoten weniger liegt, hält BMW eine Reduzierung um 4.000 Getötete für realistisch.

Dazu dürften auch die denkbaren Verbesserungen des Intelligenten Notrufs noch beitragen:
  • Noch genauer abgestimmte Rettungsmaßnahmen ließen sich beispielsweise dadurch erreichen, dass zu den berücksichtigten Unfallparametern auch noch das Alter und das Geschlecht der Insassen übermittelt werden.
  • Sogenannte „silent eCalls“, also Notrufe, bei denen es zwar zur Übermittlung der Daten, aber zu keiner Sprachverbindung zu den Betroffenen können verschiedene Gründe haben: Die Insassen könnten bewusstlos, aus dem Auto geschleudert oder bereits ausgestiegen sein, möglicherweise ist aber auch nur das Mobilfunknetz schwach oder die entsprechenden technischen Komponenten beschädigt. Mit der Möglichkeit, den Türstatus zu übermitteln, könnten manche Szenarien im Rahmen des Notrufs schon vorweg ausgeschlossen werden.
  • Aus Perspektive des Datenschutzes sicherlich nicht ganz unproblematisch, aus rettungstechnischer Sicht aber durchaus sinnig ist die Nutzung von medizinischen Informationen: Hinweise auf mögliche Allergien, bereits gestellte Diagnosen, die Medikation oder die medizinische Vorgeschichte im Allgemeinen könnten die Behandlung zwischen Erstversorgung an der Unfallstelle und Weiterbehandlung im Krankenhaus erleichtern.
  • Der Rettungsvorgang könnte noch weiter verkürzt werden, wenn die erweiterten Daten des Intelligenten Notrufs von den Leitstellen aus direkt an die Einsatzfahrzeuge weitergeleitet würden. Ein schnellerer Informationsfluss bedeutet in dieser Hinsicht eine schnellere (und passgenauere) Rettung.

BMW Notrufsystem für Motorräder

Für das kommende Jahr plant BMW außerdem, den Intelligenten Notruf auch auf Motorräder zu übertragen. Das hierfür vorgesehene Notrufsystem reagiert automatisch bei schweren und leichten Stürzen, kann aber auch manuell ausgelöst werden. Im Fall eines leichten Unfalls, der keine weitere Hilfe erforderlich macht, kann der Notruf durch einen kurzen Knopfdruck noch abgebrochen werden, andernfalls wird die oben beschriebene Rettungskette in Gang gesetzt. Situationen ohne Notfallcharakter, also beispielsweise das Umfallen mit der Maschine im Stand, ein Alleinunfall bei einer geringen Geschwindigkeit, Erschütterungen durch Schlaglöcher etc. werden nicht berücksichtigt.

Die technische Ausstattung entspricht weitestgehend der bei den PKW genutzten, einzig die Sensoren sind teilweise den besonderen Anforderungen eines Motorrads angepasst. Hierzu gehört unbedingt ein Schräglagensensor, der Auskunft über die Art des Sturzes - Highsider oder Lowsider - und die daraus resultierende Lage des Motorrads geben kann. Ansonsten sind auch die Funktionen und Leistungen ganz wie bei Auto-Variante.

Abbildungen

Abbildung 1: fotolia.com © vachiraphan
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Autor: Chris_W. [ voriger | nächster ]