Date: 19.09.2023
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Meine e36 328i Limo
Ich wollte schon immer einen alten BMW haben. Während meiner Ausbildung in der Werkstatt eines BMW-Vertragshändlers wurde der Drang immer größer und so entschied ich mich, nachdem das Ausbildungsgehalt fleißig gespart wurde, einen Klassiker aus dem Hause BMW zu kaufen.
Da es auf jeden Fall ein Daily werden sollte, den man problemlos auch bei Regen (nicht beide Schnee!!!!) fahren konnte, konzentrierte ich mich bei der Suche vor allem auf einen guten Zustand und wenig Kilometer. Ich merkte schnell, dass bezahlbare e30, e32 und e34 kaum zu finden sind und ich Abstriche in so gut wie allen Punkten machen musste. Daraufhin stieß ich gegen Ende 2022 auf den e36. Vom Zustand her top und in einer Garage in Hamburg untergebracht.
Probefahrt lief super und außer ein paar Kleinigkeiten wie gelbe?! Bremssättel hinten und eine CC-Meldung "Abblendlicht defekt", obwohl es funktionierte, fand ich keine Probleme. Weder Rost, noch großartige andere Probleme.
Ursprünglich war der 36er ein BMW-Vorführwagen, wurde dann von einem älteren Herren gekauft und nach seinem Tod in die Hände seiner Ehefrau gegeben. Diese schien leider nicht ganz mit den Maßen des Wagens vertraut gewesen zu sein und so hielt es der nachfolgende Besitzer für klug, den Wagen vollständig, natürlich ohne Rechnung (*-*) lackieren zu lassen. Dies schreckte mich vorerst ab, die Arbeit schien aber vernünftig erledigt worden und ich kaufte den 36er. Selbstverständlich hat er auch viele positive Dinge an sich, wie zum Beispiel eine Volllederausstattung mit Sportsitzen (wie neu) und Sitzheizung, ein elektr. Schiebedach, Heckrollo, großer BC, Scheinwerferreinigungsanlage, Tempomat, Holzausstattung, das Hi-Fi-System und nur 120.000km gelaufen. Für einen handgerissenen 328er erstmal nicht übel. Vollkommen original und unverbastelt. Außerdem wurden im letzten Jahr die Kupplung samt Zweimassenschwungrad, die Ventildeckeldichtung und der Keilriemen ersetzt. Die beiden Stoßdämpfer hinten sahen aber auch noch nicht alt aus. Das Scheckheft ist ebenfalls gut gefüllt, bei BMW, versteht sich.
Die Ausstattungsliste:
S401 elektr. Stahl-Schiebe-Hebe Dach
S411 elektr. Fensterheber vorne/hinten
S415 Sonnenschutzrollo für Heckscheibe
S423 Velours Fußmatten
S428 Warndreieck und Erstehilfekasten
S431 autom. abblendender Innenspiegel
S438 Edelholzausstattung
S440 Nicht-Raucher Paket
S464 Skisack
S473 Mittelarmlehne vorne
S481 Sportsitze
S494 Sitzheizung für Fahrer- und Beifahrersitz
S498 mech. verstellbare Kopfstützen hinten
S658 Radio BMW Business CD RDS
S676 HiFi Lautsprecher System
S502 Scheinwerferreinigungsanlage (SRA)
S508 Park Distance Control (PDC)
S510 Leuchtweitenregulierung
S534 Klimaautomatik
S540 Tempomat
S554 On-Board Computer
Inserat-Bilder des Vorbesitzers:
Auf der Rückfahrt zwei Wochen später im strömenden Regen ging der Spaß dann los. Bremsen ging leider nur schlecht, warum auch immer und die Allwetterreifen von 2008 und mit 8mm Profiltiefe und nur knappen 1,5bar drauf fuhren sich so dermaßen schlecht, dass ich schon anfing an meiner Kaufentscheidung zu zweifeln.
Als sich dann noch das Radio verabschiedete war meine Laune wirklich im Eimer. In Berlin angekommen wurde der e36 erstmal unter das Carport gestellt und eine Woche ignoriert. Wahrscheinlich aus Frust. Man muss aber auch sagen, dass die mein erstes eigenes Auto ist und ich davor einen F20 von 2016 gefahren bin. Auch sieht man solch alten Wagen selten in der Werkstatt eines Vertragshändlers.
Ein Bild der Rückfahrt, da war das Wetter noch gut und das Radio ging^^
Erstes Bild nach der Ummeldung mit passenden Kennzeichen :)
Eines der nicht-originalen Teile am e36. Ursprünglich hatte er kein 328i-Schriftzug aufgrund des Modellschriftzugentfalls. Der Vorbesitzer hat nach dem Lackieren einen BMW-Schriftzug nachgerüstet:
Mit neuem Mut startete ich mit grundlegenden Dingen, die ich erledigt haben wollte. Ich begann mit einem Öl-, Zündkerzen-, Mikrofilter-, Kraftstofffilter-, Getriebeöl-, Differentialöl- und Bremsflüssigkeitswechsel. Beim Bremsflüssigkeitswechsel stellte sich dann heraus, dass die Entlüftungsventile der vorderen Bremssättel nicht mehr zu gingen. Also bestellte ich direkt zwei neue Sättel samt Beläge und Scheiben, die auch schon nahe der Verschleißgrenze waren. Im Nachhinein bereue ich, nicht auf eine größere Bremse "geupgradet" zu haben. So ist er aber weiterhin weitestgehend original.
In der Hoffnung das es bei diesen Dingen an Service und Reparatur blieb, bestellte ich ein neues Radio. Das Blaupunkt Bremen SQR 46 DAB war für mich ein super Kompromiss aus Retro-Look und neuer Technik, wenn auch der Preis ein wenig zu hoch schien.
In einer ruhigen Woche wollte ich mich dann mit dem "defekten" Abblendlicht beschäftigen. Zuerst tauschte ich das Abblendlichtrelais und die Abblendlichtglühlampen (Osram Nightbreaker). Leider kam die CC-Meldung immer noch. Nach einer Menge Schaltplanprüfarbeit und verzweifeltem Raten mit den Altgesellen kam mir die Idee mit einem defekten Masseverteiler. Ich suchte ihn und fand einen stark deformierten Kunststoffkasten hinter dem rechten Scheinwerfer. Nachdem ich den Verteiler ersetzt habe, war die Meldung weg, yay ^^.
Das ist der Übeltäter gewesen:
Zwischenzeitlich habe ich auch noch die Beleuchtung des Lichtschalters gefixt, einfach ein neues Lämpchen und schon war wieder Licht im Dunklen:
Wenige Wochen später kamen weitere Probleme. Der Wagen sprang richtig schlecht an, als wäre die Batterie an ihrem Lebensende angekommen. Fehlerspeicher war leider leer. Ich baute eine neue Batterie ein und siehe da ...nichts... Alles so wie vorher. Ich ignorierte das Problem vorerst, bis der Wagen abends nach Feierabend erst nach dem vierten Versuch ansprang und ich komische Blicke erntete. Am nächsten Tag las ich ihn aus und tada, Nockenwellensensor defekt. Also diesen ebenfalls getauscht (100 Euro trotz Mitarbeiterrabatt ... :/ toll). Ich akzeptierte den Fakt, dass ich ein scheinbar tolles Auto gekauft habe, es sich aber letztendlich als ein Montagsauto entpuppte.
Weitere Arbeiten die ich im Laufe von zwei Monaten erledigte:
- Waschdüse ersetzt, weil ein toller Typ meinte den Stutzen abzubrechen, sodass alles auf die Akustikabdeckung der Motorhaube lief
- Verstellung des linken Außenspiegels funktionierte nicht mehr, also habe ich den Stellmotor ersetzt
- Nebelscheinwerfer war gesprungen -> ersetzt
- zwei Wochen später sprang das andere Nebelscheinwerferglas :/
- nach einem Wassereinbruch ersetzte ich die Heckleuchten- und im selben Zug auch die Scheinwerferdichtungen, da diese oft beschlugen
- als ich die Hoffnung schon aufgab, jemals irgendwas außerhalb von Reparaturen am Fahrzeug zu machen, spürte ich das Metallgestell durch die äußere Sitzwange beim Fahrersitz. Deshalb ersetze ich auch direkt beide Sitzpolster vorne. Beide Sitzpolster wiesen die übliche Beschädigung auf.
Das Polster des Fahrersitzes:
Beim Sitzausbau entdeckte ich Glassplitter. Auch unter den Sitzpolstern waren etliche Scherben, was da wohl passiert ist :?
Nachdem ich die Polster ersetzt, die Rückenlehne des Fahrer- mit der des Beifahrersitzes getauscht und das Leder gereinigt und versiegelt hatte, sah alles schon wieder deutlich besser aus.
Die alten Polster waren so durchgesessen, dass ich den Sitz einen gefühlten Meter nach unten verstellen musste ^^
Im März war es dann soweit, ich kaufte neue Sommerfelgen. Es wurden Styling 32er in 7 1/2 und 8 1/2 Zoll, die ich über Ebay auf Empfehlung eines Altgesellens kaufte. Als ich sie montierte pinselte ich direkt die Sättel mit Zaunfarbe schwarz Glanz. Einem originalen Renter-BMW standen nun mal keine gelben Sättel.
Die Felgen sahen wirklich gut aus und so fuhren sie sich auch. Die erste mehr oder weniger nicht-Reparatur am Fahrzeug.
Direkt ein kleines Shooting mit der Handy-Kamera - ganz unprofessionell - veranstaltet:
Zwischendurch gab es ein paar kleinere Reparaturen, wie neue, selbstschmierende Messinglager für das Kupplungs- und Bremspedal. Nach einem Steinschlag kam anschließend noch eine neue Frontscheibe rein. Ich kann euch sagen, es ist ein verdammt großer Unterschied zwischen einer 20 Jahre alten und einer neuen Frontscheibe. ^^
Zu meiner Verwunderung schreite der 36er nicht nach weitere Zwangsreparaturen und ich konnte einfach einen schönen Reihensechser genießen. Gerade im Sommer, mit allen Fenstern unten zwischen Wiesen und Feldern her zu cruisen ist der Wahnsinn. Dann noch leisen, aber satten Sound im Hintergrund und die Stimmung ist perfekt. Nach einem doch etwas holprigen Start habe ich das Auto immer mehr lieben gelernt und meine Zweifel legten sich.
Aus diesem Grund planten wir im Sommer diesen Jahres einen Urlaub in Kroatien. Die Frage, mit welchen Auto man denn am besten fahre, erübrigte sich schnell und der e36 wurde als "Reisemobil" erklärt. In weiser Voraussicht ließ ich einen Klimaservice machen und wechselte die Wasserpumpe, das Thermostat und das Thermostatgehäuse mal eben in der Einfahrt. In diversen Foren wurde dazu geraten und da das Kühlmittel sowieso gewechselt werden musste, kam eins zum anderen.
Vergleich neue Wasserpumpe (links mit Metallschaufelrad) zu alter (rechts mit Kunststoff Rad):
So sah das Ganze von oben aus. Ich weiß, Kühlmittel auf dem Keilriemen ist nicht optimal, ich habe aber anschließend alles vernünftig sauber gemacht :)
Damit war die Vorbereitung des Autos vorerst abgeschlossen und es konnte eine Woche später losgehen. Vollgepackt bis unters Dach und Koffer auf der Rücksitzbank (leider kein Foto vorhanden) war der 36er schön tief hinten, geschliffen hat aber nichts!
Die knappen 1400km hat der Wagen ohne Probleme, ganz locker bewältigt und auch der Verbrauch konnte sich sehen lassen. Bei meiner Fahrweise, also entspannt Tempomat bei 140 km/h, und vollgepackt schluckte er knappe 8,5 l/100km . Als meine Freundin kurz von München bis Salzburg übernahm, ging der Verbrauch sogar runter auf 7,1 l/100km. Respekt! Sowas hatte ich nicht erwartet. Glücklicherweise wurde das Benzin auch, je weiter wir Richtung Kroatien fuhren, deutlich günstiger und so tankten wir in Salzburg für 1,60 Euro der Liter. Traurig, dass man das schon günstig nennt. In Kroatien selbst kostet der Liter 1,50 Euro, knappe 0,40 Euro günstiger als in Deutschland. Während des Aufenthaltes musste ich 0,5 Liter Öl nachfüllen. Vollkommen in Ordnung, meiner Meinung nach. Der Rückweg nach knappen drei Wochen lief auch einwandfrei und die dann insgesamt 3300km machte der e36 ohne Probleme.
Hier ein paar Eindrücke aus Kroatien:
Meine Pläne für die Zukunft sehen wie folgt aus:
Der Wagen soll vorerst original bleiben. Ich spiele zwar oft mit dem Gedanken, ein M-Paket nachzurüsten, dann würde er aber (nicht böse nehmen) so wie jeder andere e36 aussehen. Momentan kaufe ich mir Stück für Stück originale weiße Blinker zusammen. Die Vorderen- und Seitenblinker habe ich bereits. Jetzt bin ich nur auf der Suche nach originalen rot-weißen Heckleuchten. Dabei finde ich 400 Euro für originale von BMW wirklich heftig und gebraucht gibt es leider auch keine vernünftigen.
Auf der ToDo-Liste stehen noch neue Querlenker und eventuell ein neues Fahrwerk, bzw. kürzere Federn. Dabei möchte ich hinten weitestgehend auf der Höhe bleiben und vorne um die 20-30mm tiefer kommen. Ein Gewindefahrwerk steht im Raum, aber finanziell müssen erst ein paar Rücklagen für eine so große Investition geschaffen werden. Des Weiteren hat mein Wagen schon fast von Beginn an ein Problem mit der Schaltung. Bei stillstand, egal ob der Motor läuft oder nicht, geht der erste Gang ab und zu nicht rein und beim dritten Versuch, bei dem er dann reingeht, kommt ein dumpfes Geräusch von der Hinterachse. Ich tippe auf die Lager des Getriebes. An Synchronringe oder etwaiges möchte ich nicht denken ^^.
Vorerst war es das erstmal von mir und meinem Begleiter. Für Fragen, Anregungen oder Ideen bin ich immer offen und auch konstruktive Kritik ist gerne gesehen.
Vielen Dank für´s Lesen!
Bearbeitet von: Arktise36 am 19.09.2023 um 21:26:36
Bearbeitet von: Arktise36 am 19.09.2023 um 22:21:03
Bearbeitet von: Arktise36 am 19.09.2023 um 22:28:06